6. tag

# 6. oktober 2020

Aus-/ Einblenden
Warum soll den Bewohner*nnen der Umgebung von etwas erzählt werden, was sie selbst seit Jahren kennen? Von den Fabriken und Wohnhäusern, die seit 30 Jahren zerfallen oder der Holzbrücke die in Henndorf über die Flöha führt oder dem Schloß auf dem Berg?
Oder kann es nochmal vor Augen geführt werden, verfremdet, gegen die Gewohnheit der Ausblendung, anders und neu sich einblenden?

Eimer
Die Frauen hätten mit Eimern den Lehm aus dem Fluss geholt. Eine Eimerkette, sagt Edevard, der Gärtner. Die Jagd (verboten für den Eigenbedarf) und zahlreiche Fronarbeiten der Männer, jederzeit abrufbar, zusätzlich zum Überlebensnotwendigen. Nicht zu erwähnen die Kleinsten. Alles hoch den Berg. In vier Jahren stand die Burg. Wer hat sie gebaut? Man weiss es nicht. Aber man weiss es sehr genau. Die Unerwähnten, die Namenlosen. Mit den bekannten „Toppern“ obendrauf. Siehe Geschichtsschreibung. In Resten erzählt durch die Tourismusindustrie.

Der Blick
ein langer, entwirft sich aus einer sehr schmalen Röhre, aus einer holzverkleideten Brücke, aus einer Schneise durch den Wald, unter Spannung von einer Drahtseilgeraden, durch eine Scharte aus Mauerwerk, um 3 Ecken, durch eine Lichtung, durch eine Nabe, von einem Felsen, der eine „Papierhochzeit“ feiert.
Aus einer Gasse namens „Hohle“.
Darin sammelt sich alles, was angefallen ist und anfällt.
Alles andere fällt weg.
Immer fällt mehr weg, als anfällt.

Wie die Eimerfrauen.
Das Schloß steht.
Sie sind weggefallen.
Das Wegfallen ist keine Eigenart von Geschichte, sondern eine Folge von Entscheidungen, die Menschen treffen, die über Menschen getroffen werden.

Anfälliges bleibt liegen.
Allfälliges fällt auf.
Fliegt auf.

Wie das Vögelchen im Feld, das noch ein paar Insekten von Äpfeln pickt, die wir ev. noch aufheben, ernten, denn wir ernten alles anfallende.

# 6. november 2020

Es
es ging immer schon um das Hervorbringen. Was steht, stehen soll, muss erst hervorgebracht werden. Das Leben in allen Akten. Die Aktenlage ist sein Ergebnis.

der stadt begegnen wie einem adventskalender. Immer öffnet sich ein weiteres türchen. Es ist nicht möglich, niemanden zu treffen.
die gute absicht
gerät schnell in den falschen hals
manchmal umgekehrt

manche menschen hassen kunst, aus gutem oder aus weniger gutem grund, weil nicht die kunst, sondern das thema kunst sie mit der zumutung konfrontiert, etwas nicht zu verstehen, also per se dumm dargestellt zu sein durch die kunst und sich dadurch ihr blick auf kunst von vorn herein verstellt, sich ihr zugang blockiert. Indem die menschen gar nicht merken, daß sie sich gerade mit kunst beschäftigen, selbst kunst sind oder werden, kommt kunst durch die hintertür ins haus oder eben nicht.

die wollen nicht wissen, welche tollen künstler ihr seid“
es könnte sein, daß wir diese vorstellung von uns selbst nie hatten, sich einfach nur angesammelt hat, was ein dauerndes weiterarbeiten, hervorbringen und wieder zurücklassen an orten, auf papieren, in der aktenlage also versammelt hat.

hingestellt sind wir immer überall und allemal neu und wollen es wieder wissen.
wir sind wieder hier. am anfang. Der anfang ist unsere bleibe. Es gibt kein programm. Wir sind das programm. Und stellen es auf die beine und wieder auf den kopf.

Vielleicht gilt es hier auch umgekehrt, ganz bestimmt, herauszufinden, wer wir ist.
Nämlich von anderer Seite. Aus Sicht derer, die uns begegnen.

# 6. dezember 2020

Schneepräsenz

unübersehbar
unauffällig

zart
über nacht

liegen geblieben
bleiben wir

einstweilen

trotzen
der schwerkraft

# 6. jänner 2021